Rewelisch      bike sport news 09/97

Seit Jahren ist die kleine Südtiroler Schmiede ein Begriff, wenn es um Maßrahmen aus Titan geht. Nach dem Erfolg von Weissensteiner, der auf einem Rewel-Rad die "Wetten daß..."- Zuschauer einwickelte und die Speedrekord-Ära einleitete, wurde es wieder ein wenig ruhig um die Bozener Konstrukteure. Bike sport news ließ sich einen Titanrahmen maßschneidern und verfolgte alle Entwicklungsschritte in der Produktion.

Von Tom Linthaler

Anfang Juni `97 war es soweit. Ein Telefonat nach Italien zu Werner Pichler, der sich in angenehmem Südtiroler Dialekt mit ,,Rewel Bozen" meldete, beseitigte überraschenderweise in Kürze alle Unklarheiten. Eine knappe Beschreibung unseres Vorhabens (Der Maßrahmen) reichte dem erfahrenen Rahmenbauer, um alle nötigen Schritte einzuleiten. Der im Gespräch erwähnte Preis von 2.270.000 italienischen Lire erschien nach dem Auflegen des Hörers erst einmal wie ein Mißverständnis oder ein Verständigungsfehler - wir warteten vorerst einfach ab. Ein paar Minuten später begann dann das Faxgerät zu arbeiten und spuckte ein Rewel`sches Datenblatt mit erstaunlichen Details aus.

Rahmen in allen Variationen
Der Vordruck läßt dem Kunden nicht nur die Möglichkeit, die Geometrie in allen Längen zu variieren, er bietet noch vielmehr, als zu erwarten war. Außer der Anpassung auf individuelle Körpermaße und Vorlieben des Fahrers (bequemere Sitzposition etc.) können auch noch Material (Titan oder Inox-Stahl), bevorzugter Gabeltyp (starr oder bestimmte Federgabel), Rahmenfinish (satiniert, poliert oder marmoriert), Rohrbeschaffenheit (normal oder ovalisiert), diverse Details (Tretlagergewinde, Steuerrohrdurchmesser, Flaschenhalterbohrungen, Ausführung der Sattelklemme, Bremsanschlüsse für Magura, V-Brake, Scheibe usw.) und sogar die Position sämtlicher Zuganschläge frei gewählt werden. Die freundlichen Norditaliener helfen freilich auch telefonisch und stehen mit fachkundigem Rat zur Seite. Das mit unseren Angaben gespickte Blatt wurde alsbald nach Italien zurückgefaxt. Zwei Wochen später stand der Rahmen dann vor uns genau wie wir uns das gute Stück gewünscht haben


Der Rahmen in der Montagebank


Ein Programm erstellt die
Werkstattzeichnung für den Schweißer

Riesige Rohrdurchmesser
Große Augen bekam die Redaktion aber trotzdem: Die Rohrdurchmesser sind riesig und versprechen gute Stabilität. Die Schweißraupen sind sauber, und nur an versteckten Stellen finden sich noch minimale Reste von ,,Anlauffarbe" – da wird die Handarbeit nicht versteckt. Im Lieferumfang enthalten sind eine 40 Zentimeter lange Titansattelstütze mit gigantischem 36er Durchmesser – Marke unzerstörbar – und ein XT - Umwerfer mit angepaßter 38er Schelle. Zur Veranschaulichung liegt jedem Exemplar auch die genaue Werkstattzeichnung bei, auf der sämtliche Maße, Winkel, Gehrungen, Durchmesser und Position der Zuganschläge und Gewindebohrungen in einer technischen Zeichnung angegeben werden - perfekt. Das komplette Paket kostet beim derzeitigem Wechselkurs dann ca. 2300 Mark - wir haben uns also nicht verhört. Übrigens: Der Rahmen aus Edelstahl schlägt mit einem Tausender weniger zu Buche. Unser Titan mit 51er Rahmenhöhe hat ein Gewicht von nur 1550 Gramm und kann damit den aufwendigsten (und teuersten) Konkurrenten das Wasser reichen. Rewel gewährt auf seine Rahmen im übrigen eine Garantie von 5 Jahren.

Firmengeschichte

In diesen Räumen werden Rewel Maßrahmen produziert

Die Firma Rewel ist eine kleine Rahmenschmiede mit Sitz in Bozen/Südtirol, wo auch Spezialkonstruktionen und Reparaturarbeiten getätigt werden. Etwa 30 Kilometer außerhalb bei Petersberg im Eggental ist die eigentliche Rahmenproduktion angesiedelt. Rewel fertigt seit 1986 Fahrradrahmen und hat sich ab 1988 speziell dem Maßrahmenbau verschrieben. Die Firmeninhaber Leo Santa und Werner Pichler fertigen etwa 70% MTB-und 30%Straßenrahmen, die auch von einem kleinen zehnköpfigen Rennteam auf lokaler Ebene eingesetzt werden. Kontaktadresse: Rewel OHG, Rentscherstr.46, 39100 Bozen, Tel: 0039-471-979222, Fax-615262